Auf dem Weg zu einem Rahmenplan für die Kinder- und Familienhilfe in Luxemburg

Ulla Peters | 17.12.2020

Zentrale Fragen und zukünftige Orientierungen: Kinderrechte, Partizipation, Inklusion

Julia Jäger, Ulla Peters, 17.12.20

 

Am 10. November 2020 startete das Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse (MEN) in Kooperation mit der ANCES (Association nationale des communautés éducatives et sociales asbl) und der FEDAS Lëtzebuerg (Fédération des acteurs du secteur social au Luxembourg asbl) einen Konsultationsprozess mit dem Ziel, einen nationalen Referenzrahmen für die Kinder und Jugendhilfe in Luxemburg zu entwickeln.
Begleitet von einem neu eingerichteten „AEF Social Lab“, sollen ein Jahr lang Erfahrungen von Professionellen und Interessengruppen und Adressat*innen im Feld AEF (Aide à l’Enfance et à la Famille) und von Akteur*innen angrenzender Felder (z. B. Gesundheit, Bildung, Justiz) ausgewertet und für die Neuausrichtung des AEF genutzt werden. Die Beschreibung von Zielen und Prinzipien soll einen Rahmen für die Qualitätssicherung bilden, analog zum nationalen Referenzrahmen für non-formale Bildung von 2018.

 

In dem Bericht „Synthese Kick-Off Webinär“ des Ministeriums sind die Ergebnisse der ersten Veranstaltung unter den Überschriften Stärken und Verbesserungsbedarf zusammengefasst und es wurden Zukunftsthemen priorisiert.

 

Als zentrale Anliegen wurden benannt:

  • Kooperation zwischen den Hilfen und Sektoren stärken, Bearbeitung der Schnittstellen
  • Interessen, Rechte und Stärken von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien vermehrt berücksichtigen, insbesondere bei den stationären Hilfen
  • Sozialräumliche Prävention intensivieren
  • Kinderrechte, Inklusion, Partizipation und Qualitätsmanagement wurden dabei als Querschnittsthemen herausgearbeitet.

 

Uns stellen sich folgende Fragen:

  1. Wie ergebnisoffen ist der Beteiligungsprozess? Was leitet die organisierenden Akteure, MEN, ANCES, FEDAS? Welche fachlichen Ideen, Werte und Interessen sind hier strukturierend?
    Welchen Beitrag kann SOP leisten?
  2. Inwieweit können die bisherigen Ergebnisse und Erarbeitungen der Universität Luxemburg (Peters & Jäger 2013, Peters & Jäger 2015) genutzt werden?
  3. Werden Erfahrungen darüber, was es bisher an guter Praxis im Bereich AEF gibt im Prozess sichtbar, ausgewertet und genutzt?
  4. Wie wird der Rahmenplan umgesetzt und begleitet, wie ein Prozess der Qualitätssicherung vorgestellt?
  5. Inwieweit können die Erfahrungen aus der non-formalen Bildung und (bereits teilweise umgesetzten) Ideen zu einem partizipativen Qualitätsprozess Anregung sein?

 

Im Bericht zum Kick-Off-Meeting finden wir einen Hinweis auf eine Antwort zur ersten Frage. Die Autor*innen nutzen das Model „My World Triangle“ (aus der nationalen Strategie GIRFEC in Schottland), um die nachfolgend genannten Aspekte zu systematisieren. Im Zentrum stehen das Kindesinteresse und Kindeswohl mit drei Dimensionen: Wie wächst ein Kind auf und wie entwickelt es sich? Was braucht ein Kind von den Menschen, die sich um es kümmern? Was ist in seiner erweiterten Welt bedeutsam?

Aus unserer Sicht wäre hier ein stärkerer expliziter Bezug zu den bereits bestehenden internationalen und nationalen Orientierungsrahmen (Loi AEF, UN-Kinderrechtscharta, UN-Behindertenrechtskonvention, …) hilfreich und könnte den Entwicklungsprozess leiten.

 

Betrachten wir die im Kurzbericht genannten Themen, so sehen wir einige Anknüpfungspunkte für SOP (Frage 2) und eine daran ausgerichtete Arbeitsweise. Die ersten neun (von 20) für die Zukunft priorisierten Aspekte scheinen anschlussfähig für zentrale Gedanken und Methoden sicherheitsorientierter Ansätze. Sie lauten: Partizipation, (frühe) Prävention, Bedarfe/Bedürfnisse des Kindes, Netzwerkarbeit und Kooperation, Elternarbeit, Konzepte für Kinderschutz, Transparenz und Austausch, Fortbildung.
SOP könnte ein gemeinsamer fachlicher Rahmen sein und eine geteilte – über Professionen und Sektoren hinweg verstandene, am Kindeswohl und an den Familien orientierte – Sprache ermöglichen. Zielformulierung und Hilfeplanung könnten so transparent und verständlich gestaltet werden. Mit dem darin enthaltenen Blick auf soziale Ressourcen und das erweiterte Netzwerk von Familien könnten (familiäre und andere) Beziehungen von Kindern geschützt und gestärkt werden. Die Bedeutung von Familie würde gestärkt, auch ihm Rahmen von Hilfen unter juristischem Zwang (aide sous contrainte). Gleichzeitig entstünde so ein fachlicher Rahmen für die Qualifizierung und Fortbildung von Personal.

 

Und was können wir zu den Fragen 3, 4 und 5 sagen? Die Universität Luxemburg (Institute for Social Research and Interventions, ISI) wird den Prozess reflektierend und in Bezug auf die Erkenntnisse und Erarbeitungen der vergangenen Jahre begleiten.

 

Literatur
Peters, Ulla, Jäger, Julia A. (2013). Qualität in der Heimerziehung, Standards für die stationären Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Luxembourg: Ministère de la Famille et de l’Intégration.
Peters, Ulla, Jäger, Julia A. (2015). Eine Bilanz zur Gesetzesreform Aide à l’Enfance et à la Famille (AEF). Universität Luxemburg: Luxemburg.

 

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